Freitag, 21. Mai 2021

          Wenn er sich ein Didge baut

 

Ich wollte mir schon immer mal ein Didgeridoo selber bauen, mein erstes Didge war aus Bambus, was ich in Amsterdam auf dem Flohmarkt erstanden hatte.

Für den Selbstbau hatte ich mir den Blütenstängel der Agavenpflanze ausgesucht, welche unter anderem im Süden Spaniens wächst,  wenn die Pflanze einmal geblüt hatte, wirft sie ihre Samen ab und stirbt, dann ist der richtige Zeitpunkt um den Blütenstängel zu ernten.


Ich hatte mir in der Gegend von Almeria, ein paar dieser Blütenstängel von einigen abgestorbenen Pflanzen geholt und sie in die Alpujarras ins Atelier mitgenommen, wo das Experiment begann.

Einige Didgeridoo Bauer trennen den Stängel in der Mitte auf und entfernen das Pflanzenmark aus dem Inneren mit einem Stechbeitel, danach werden die gespaltenen Teile wieder zusammengefügt und miteinander verleimt.

Mein Anspruch war jedoch die Röhre auszuhöhlen ohne den Korpus aufzutrennen, ich wollte ein Instrument bauen, was massiv war und aus einem Teil bestand.

Für mich gab es da nur einen Weg und dafür brauchte ich " Feuer "

 

 

 

Wie bekomme ich das Mark eines Agaven Stengels aus der Röhre ohne sie aufzutrennen,  diese Frage beschäftigte mich, bis ich einfach versauchte es auszubrennen. 

 

 Als Werkzeug benutzte ich einen 10 mm Baustahl, welchen ich im Feuer zum glühen brachte,  es war schon einiges an Oliven Brennholz nötig um genügend Hitze zu erzeugen.

  

Eine alte Baumwurzel in die ich den Stengel schräg einklemmen konnte, diente mir als Werkbank, sodas ich dann das glühende Eisen langsam in das Mark stossen konnte.

 

Nachdem ich dann die glühende Eisenstange einmal komplett durch die Röhre gestossen hatte, hat sich das Mark im inneren der Röhre entzündet und durch die Kaminwirkung brannte das material langsam aus.


Die Kunst dabei ist, den Brennvorgang im inneren der Röhre soweit zu kontrollieren das die Seitenwände nicht durchbrennen, was das Instrument zerstören würde, um das zu verhindern benutzte ich einen feuchten Lappen um die Wandungen der Röhre von außen zu kühlen.

Zum Schluß wird dann das Feuer im Inneren mit dem feuchten Lappen erstickt indem die Öffnungen verschlossen werden, wenn kein Sauerstoff mehr ran kommt geht die Glut aus.

 

 

Es war eine spannende Aktion die mir riesig Spass gemacht hat, es wurde auch mal richtig kribbelig als es auf einmal knallte und eine Röhre platzte, sie war zu schnell zu heiss geworden, daher war auf jeden Fall die passende Schutzausrüstung, Handschuhe und Schutzbrille angesagt.

Wer einige Röhren ausgebrant hat, bekommt jedoch ein gutes Gefühl für die richtige Temperatur.

 

 

Bis das Rohr dann am Ende so aussieht ist natürlich noch etwas Schleifarbeit nötig, mit einer Raspel am Stock habe ich dann das Innere noch glattgehobelt, am Schluss habe ich Leinöl aufgebracht und auch Innen mit Bienenwachs behandelt, dadurch härten die Wandungen aus, was wichtig ist um einen knackigen Sound zu bekommen.